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03.06.2023

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Hannover ProAm 2017 - 114 km

Nach den heftigen Regenfällen von Sonntag bis Mittwoch in der Woche vor dem Rennen und zahlreichen Überschwämmungen in Südniedersachsen und an den Folgetagen auch in Hannover stand das Rennen am Freitag kurz vor der Absage. Jedenfalls schickte der Veranstalter am Freitagabend eine entsprechende E-Mail, denn die Strecke hatte ursprünglich vom Rathaus her durch die betroffenen Gebiete aus Hannover hinaus geführt. Kurzfristig änderten Organisatoren und Polizei die Strecke, konnten aber nicht mehr für von parkenden Autos geräumte Straßen sorgen oder aber einseitige Straßensperrungen durch Bauarbeiten umgehen. Daher fand ein neutraler Start statt mit der Zeitnahme am Ortausgang von Hemmingen nach fast acht Kilometern Einrollphase.

Ich reiste bereits am Spätnachmittag nach Hannover, um Abends bei der Nacht von Hannover den Radprofis und zuvor bei einem Nachwuchsrennen den U15/U17-Jugendlichen zuschauen zu können, die auf dem 850 Meter langen Rundkurs vor dem Neuen Rathaus fuhren. Marcel Kittel siegte im Ausscheidungsrennen (2 Runden + last man out mit 17 Teilnehmern) per Foto-Finish und gewann dann später den Sprint des Hauptrennens (60 Minuten + 10 Runden) im Sprint aus einer Dreiergrupper heraus gegen Christian Knees, der selbst zuvor im Derny Rennen siegreich war. Kittel hatte in den Wochen zuvor bei der Tour de France fünf Etappensiege errungen, bevor er verletzt ausgeschieden war, während Knees im Team Sky seinem Kapitän Froome zum Sieg der Tour verholfen hatte und selbst auf dem Siegerpodest mit der besten Mannschaft stand.

Nach einer etwas unruhigen Nacht wegen der warmen Luft im Hotelzimmer nahm ich ein ordentliches Frühstück zu mir, konnte nach dem Bezahlen das Auto in der Tiefgarage stehen lassen und rollte dann den einen Kilometer bis zum Start/Ziel/Veranstaltungsbereich. Dort betraten gerade die letzten Teilnehmer der Kurzstrecke über 70 Kilometer die Startblöcke, bevor wenige Minuten später der (neutralisierte) Start erfolgte. Laut Kommentator nahmen mehr als 600 Leute an diesem Rennen teil.

Im Schatten sitzend wartete ich möglichst lang bis zum Betreten des zweiten Startblocks, denn bei bis zu 27°C und mehr oder weniger ungestörtem Sonnenschein war ein heißes Rennen zwischen 11 Uhr und 15 Uhr abzusehen. Als der Startschuß ertönte, sich die Führungsfahrzeuge in Bewegung setzen und mit knapp 30 km/h bis zum Ortsausgang fuhren, gefolgt vom dicht gedrängten Feld durch teilweise schmale Straßen mit vielen Autos auf den Randstreifen, an ein oder zwei Stellen sogar einspurig wegen Bauarbeiten, mußte man sehr stark aufpassen. So dicht gedrängt sah ich das Teilnehmerfeld später nie wieder, und das lag an dem heftigen Gegenwind, der umgehend nach Überquerung der offiziellen Startlinie ins Feld fuhr.

Nach Wettervorhersage sollte der Wind mit mehr als 20 km/h und Böen von 40-50 km/h aus Südwesten kommen. Und wohin führten die ersten 38 Kilometer bis Coppenbrügge? Nach Südwesten!

Nach dem Start gab es die üblichen Spielchen bis zum Zusammenfinden von halbwegs homogenen Gruppen. Immer wieder suchte ich den Windschatten in Kleingruppen, hängte mich an Überholende oder beschleunigte selbst im Gegenwind, um Lücken zu schließen. Irgendwo hinter Pattensen nach vielleicht 15-20 Kilometern hing dann eine größere Gruppe hinter mir. Zunächst nur in den vorderen Reihen fahrend fand ich mich auf einem in einem sehr langen und komplett geraden Streckenabschnitt direkt gegen den Wind fahrend in der Führungsposition. Über fünf Kilometer zog sich diese Abschnitt hin, und lediglich ein einziger Fahrer wechselte sich schließlich mit mir ab. Während wir uns einige Zeit unterhielten (er hatte in Göttingen studiert und erkannte meine lokale Rennradmarke) wollte dennoch niemand überholen und in den Wind gehen.

Als es dann nach 27 Kilometern in den Deister hineinging und eine Steigung von fünf Kilometern Länge mit fast 100 Höhenmetern begann, zerfiel die Gruppe komplett. Jedenfalls fuhr ich vorne raus und sah den Rest mit Ausnahme einer Begleiterin wohl nicht wieder. Glücklicherweise lagen sowohl die Steigung als auch die sechs Kilometer lange Abfahrt komplett im Wald, so dass man sich vom Gegenwind erholen konnte. Hinter Coppenbrügge begann das Spiel aber wieder von Neuem: Ich fuhr auf einzelne Teilnehmer oder Zweiergruppen auf und sammelte diese hinter mir ein. Die Gruppe wurde immer größer, doch niemand wollte sich mit mir ablösen! Als es um einen Ort zunächst auf einem Feldweg (mit Schotter, "Paris-Roubaix") und dann durch schmale Randstraßen herum ging, dankte mir wenigstens einer der in meinem Windschatten fahrenden für die gute Führung! Das war nett, aber in einer kleinen Abfahrt in dem Dorf verlor ich schon wieder den Kontakt nach hinten und war bis zum nächsten Ort alleine unterwegs.

Dort gab es dann endlich die Verpflegungsstation bei Kilometer 49, bei der ich meine beiden inzwischen leeren Wasserflaschen auffüllen konnte. Zu diesem Zeitpunkt war ich knapp 97 Minuten unterwegs gewesen, aber wegen des vielen Windes fühlte es sich viel länger an. Nun ging es weiter, immer eher alleine mit kurzzeitigen Begegnungen mit anderen Teilnehmern. Überholt wurde ich schon lang nicht mehr oder nur ganz selten. Nun ging es langsam wieder in den Deister hinein, zunächst mit ein paar kleinen Buckeln bis zu 8 Prozent Steigung, wie ich überrascht auf meinem Fahrrad-Computer bemerkte, dann kam aber eine Doppelsteigung über sechs Kilometer mit zunächst 100 Höhenmetern, dann einer kurzen Abfahrt und anschließend noch einmal 80 Höhenmetern. Und in diesen Steigungen begannen meine großen Qualen: Nur noch "relativ" langsam kam ich voran, hatte Hunger, konnte aber nichts essen, und trank die nächste Pulle leer. Erst in der langen Abfahrt über vier Kilometer und 190 Höhenmeter Gefälle konnte ich wieder essen und mich erholen.

Glücklicherweise hatte ich dann im Flachland keine Probleme mehr! Jetzt kam der Wind wenigstens die meiste Zeit von hinten und ich bewegte mich über viele Kilometer in Kleingruppen voran. Bei Kilometer 80 folgte in Gehrden die zweite Verpflegungsstelle, an der ich die nächste Flasche auffüllen ließ und noch schnell eine halbe Banane zwischen die Zähne schon. Weiter ging es in einer Vierergruppe, von denen sich neben mir noch zwei weitere Teilnehmer in der Führungsarbeit abwechselten. Bis zur Abzweigung in den letzten Streckenabschnitt, den wir in umgekehrter Richtung auch schon nach dem Start gefahren waren, begleitete mich nur noch ein anderer Fahrer, der aber noch vor Erreichen des Ortsrandes von Hemmingen abreißen lassen mußte. Ich sah ihn später im Ziel wieder, er hatte Krämpfe bekommen.

Die letzten zehn Kilometer legte ich also alleine zurück. Die Lücken zwischen den einzelnen Teilnehmern waren groß, aber dennoch überholte ich immer wieder. Der Weg auf der Ersatzstrecke war stellenweise amüsant, zum Beispiel entlang einer mehrspurigen Straße auf der abgetrennten linken Fahrbahn dem Stau der Autos entgegen zu fahren und später dann im vom Rennen überraschten Wohngebiet ganz normale radelnde Anwohner zu überholen. Auf jeden Fall erreichte ich schließlich den mit Gittern abgesperrten Zielbereich. Die Zahl der Zuschauer war (schon) ziemlich niedrig, eigentlich standen nur im Bereich des Ziels selbst Leute.

Nach Empfang einer Finisher Medaille gab es Becher mit kühlem Wasser. Überall auf der Wiese und gerne auch im Schatten lagen völlig erschöpfte Teilnehmer. Während ich mich etwas ausruhte und Kalorien nachfüllte (Pommes und ein zuckerhaltiges Getränk), rief der Zielsprecher/Kommentator einem ins Ziel einfahrenden Teilnehmer zu, er wäre 560ter, aber sicher nicht letzter, denn es würden noch mehr als 100 Teilnehmer fehlen, und führte den Satz dann etwas verwirrt fort, weil die Abschlußwagen der Polizei folgten. Das warme Wetter und der starke Wind hatten ihren Tribut gefordert.

Unter dem folgenden Link stehen 18 offizielle Fotos von mir, aber diesmal habe ich die Bildserie nicht gekauft. Irgendwie sehen die Bilder immer sehr ähnlich aus. Die Bilder wurden von Marathon-Photos gemacht. Ein vollständiges Video der 114-km-Strecke fand ich, das von einem Teilnehmer aus Block A aufgenmommen wurde, der etwa fünf Minuten länger benötigt hatte als ich und den ich deshalb irgendwann überholt haben muß.

Die Siegerzeit auf der langen Strecke betrug 2:41:33 Stunden, wobei vier Teilnehmer den Sieg unter sich ausfuhren und die nächste Gruppe mit mehr als einer Minute Abstand folgte. Die schnellste Frau benötigte 2:57:13 Stunden. 543 Männer und 27 Frauen erreichten das Ziel, aber etwa 130-150 Teilnehmer mußten zwischendurch aufgeben oder wurden vom Besenwagen überholt. Die geforderte Mindestgeschwindigkeit betrug 26 km/h.

Meine eigene Zeitmessung zeigte 3:31:54 Stunden für 105.2 km plus 16:37 Minuten für die 7.8 km in der neutralen Phase. Die offizielle Messung betrug 3:33:21 Stunden und erbrachte Platz 368 von 543 (plus mehr als 100, die das Ziel nicht erreicht hatten). Meine mittlere Herzfrequenz betrug 155 bpm bei einem Maximum von 172 bpm. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 29.8 km/h mit einem Maximum von 55.0 km/h. Die Strecke führte über 671 Höhenmeter.