thola.deThorsten Lange
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10.10.2024 |
Sparkassen Münsterland Giro 2011 - 57.8 kmZum Saisonabschluß wollten Petra und ich nicht mehr die mittellange Strecke bestreiten, die in diesem Jahr mit 110 Kilometern doch sehr lang ausgefallen ist. Also meldeten wir uns für die kurze Strecke über 57.8 Kilometer (offiziell 60 km) an. Auf dem Weg nach Münster krochen wir im Auto durch dicken Nebel, und die armen Teilnehmer des 110-km-Rennens mußten um 8:30 Uhr noch im Nebel starten und die ersten Streckenabschnitte in der kühlen Suppe zurücklegen. Derweil holten wir die Startunterlagen ab und freuten uns auf die langsamen durchkommende Sonne. Als Petra und ich zum Start gerollt waren, gab es den ersten (und einzigen) großen Aufreger des Tages: Auf Grund einer Fehlinformation hatten wir im Startbereich einen Kleiderbeutel-Service erwartet, um dort unsere prall gefüllten Rucksäcke mit Duschzeig und Wechselwäche abzugeben. Doch weit gefehlt: Der Service stand fest im Zielbereich, etwas fünf Kilometer entfernt und damit viel zu weit weg, um noch vor dem Start hin und zurück zu kommen. Ich stand schon frustriert mit den 10 Kilogramm an Extragepäck im Startblock, als Petra sich bei den Versorgungswagen durchfragte und tatsächlich einen netten Angestellten der Deutschen Post AG fand, der als Fotograf seines Teams unterwegs war und sich zum Transport unserer Rucksäcke bereit erklärte. An dieser Stelle noch einmal einen herzlichen Dank an die Deutsche Post AG! Aus welchen Gründen auch immer Petra dem Startblock A zugeteilt war und ich "nur" in Block B starten sollte, wird uns wohl ewig ein Rätsel bleiben. Ziemlich pünktlich erfolgte der Startschuß, und die drei Blöcke mit jeweils 400-500 Fahrern und Fahrerinnen rollten los. Gemeinsam in Block B fuhren Petra und ich über die Startlinie. Das Rennen begann schnell, und es sollte die ganze Zeit sehr schnell bleiben! Vom Rückenwind getragen und im Sog der zahlreichen Teilnehmer stieg die Geschwindigkeit schnell auf Werte um 40 km/h. Die Strecke führte nach Norden hinaus und in eine kleine Senke hinein, so dass über längere Zeit im Bereiche von 45 km/h gefahren wurden. Zwei Mal hängte ich mich an schnellere Fahrer und versuchte mit diesen, aus der Gruppe wegzuziehen und in eine weiter vorne fahrende Gruppe zu springen. Beide Versuche scheiterten jedoch wegen der hohen Geschwindigkeit und dauerten jeweils nur wenige Minuten. Dann ließ das Tempo nach und die große Gruppe kam wieder von hinten herangefahren. Beide Male fand ich mich nach dem Zusammenschluß hinter Petra wieder und beschloß dann, die Sprints vorläufig einzustellen.
Nach 48 Minuten Fahrzeit folgte der zweite (aber kleinere) Aufreger des Tages: Im Anschluß an eine "Abfahrt" und eine 90-Grad-Kurve vereinigten sich die Strecken der 110-km- und der 60-km-Strecken. Zwar durch Absperrungen für 100 Meter auf beiden Straßenseiten voneinander getrennt, kam von rechts eine große Gruppe der mittellangen Strecke und traf auf unsere ebenfalls ziemlich große Gruppe. Aus den weit über 50 Fahrern wurden auf einmal 100-150. Und dann folgte nach wenigen hundert Metern eine scharfe Linkskurve von der vierspurigen Straße in einen schmalen Feldweg hinein. Der Rückstau führte fast zum Stillstand. Keine Minute später knallte es vorne auf einmal, auf beiden Seiten des Weges lagen und standen mindestens fünf Fahrer. War ich vor der Feldvereinigung nur wenige Meter hinter Petra, so lagen kurz darauf mindestens 100 Meter zwischen uns. In dieser großen und durch den schmalen Weg, der maximal drei Fahrer nebeneinander zuließ eingezwängten Gruppe meldete sich auch noch ein kleiner Hungerast. Auf hohe Pulswerte im Bereich bis 180 innerhalb der ersten halben Stunde eines Rennens werde ich wohl zukünftig verzichten. Die führten schon in Hannover zu Problemen, und auch jetzt mußte ich mich einige Minuten lang durch ein Tief kämpfen. So versuchte ich zu essen, ohne bei den vielen Tempowechseln und Bremsereien auf den Vordermann aufzufahren. Nach einer Weile zog sich die Riesengruppe immer weiter auseinander und zerfiel in kleinere Gruppen. Eine ganze Zeit lang suchte ich vor allem in Kurven nach Petra, konnte sie aber erst gar nicht mehr finden, später kam ich wieder näher heran. Dies lag auch am nachlassenden Tempo, die Strecke führte nun gegen den Wind und stieg tendenziell leicht an, wobei die Höhendifferenz zwischen Minimum und Maximum im gesamten Rennen nur knapp über 20 Meter betrug. Mit ungefähr 35 km/h fuhren Petra und ich bald wieder nebeneinander. Bis zur Stadtgrenze von Münster blieben wir im Windschatten der Gruppe, dann erhöhte ich im Windschutz der Häuser das Tempo und zog Petra und einen weiteren Fahrer hinter mir her. Zwar gewannen wir Abstand und lagen sicher schon 20 Sekunden vor der Gruppe, doch dann konnte Petra nicht mehr folgen, meldete sich aber auch nicht bei mir. Der dritte Fahrer jedoch rief mir kurz darauf zu: "Deine Freundin kommt nicht mehr mit!". Also nahm ich Tempo raus, ließ mich von der Gruppe wieder einholen und hängte mich an deren Ende wieder vor Petra, damit wir gemeinsam durch das Ziel fahren konnten. Hand in Hand rollten wir über den Zielstrich und staunten dabei über unsere Zeit: Mit jeweils exakt 1:23:47 Stunden betrug die mittlere Geschwindigkeit 37.85 km/h! Im Zielbereich erholten wir uns in der warmen Sonne bei der üblichen Pastaparty, liefen dann frisch geduscht noch durch die Firmenausstellungen und fuhren schließlich ziemlich erschöpft zurück nach Göttingen. Immerhin war Petra der freie Tag (4.10.) gestrichen worden, so dass wir nicht noch eine Nacht bei ihren Eltern entspannen konnten. Leider "versagten" die Fotografen an den zu klein gedruckten Startnummern, die an zwei Stellen auf die Helme geklebt werden sollten. Die wenigsten Fotos ließen sich Teilnehmern zuordnen, damit blieben wir bilderlos.
In der Endabrechnung belegte Petra mit 1:31:47 Stunden den Platz 45 von 215
teilnehmenden Frauen (Siegerzeit 1:23:19), in ihrer Altersklasse Platz 13 von
72.
In der Endabrechnung des German Cycling Cup kam Petra mit 434 Punkte
auf Platz 122, in ihrer Altersklasse mit 522 Punkte Platz 36.
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