thola.deThorsten Lange
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10.10.2024 |
BEMER Cyclassics Hamburg 2022 - 100 kmBereits Mitte November 2019 meldete ich mich für die 25ste Austragung der Cyclassics am 16.08.2020 an. Wegen der Corona-Pandemie verschob der Veranstalter das Rennen zunächst auf den 3.Oktober mit der Option auf Anmeldungsverschiebung auf die nächste Austragung am 22.08.2021, die ich wahrnahm. Der eigentlich für den 3.Oktober geplante Münsterlandgiro war zu diesem Zeitpunkt längst wegen der Terminkonflikte mit dem verschobenen Giro Italia und mehrerer verschobener Frühjahrsklassiker abgesagt worden. Der Veranstalter in Hamburg muß das Rennen wirklich unbedingt gewollt haben! Abgesagt wurde es letztlich trotzdem im Jahr 2020 und dann auch im Jahr 2021 mit erneuter Verschiebung der Anmeldung auf den 21.August 2022.Die offizielle Streckenlänge betrug 94.8 km nachdem zunächst 97.1 km geplant waren. Neun Tage vor der Veranstaltung kam noch eine Mail über eine kurzfristige Streckenänderung. Wie ich später im Zielbereich beim Warten auf die Profis von einem in Hamburg wohnenden Teilnehmer erfuhr, hatten die Veranstalter wohl große Probleme, die Strecke planen zu können, weil zahlreiche Gemeinden im Osten der Stadt eine ganztägige Sperrung ihrer Ortschaften abgelehnt hatten. Deswegen gab es wohl auch keine lange Strecke, die in den vergangenen Jahren immer als Kombination von kurzer und mittlerer Strecke existiert hatte. Nach Anreise mit ICE am Samstagmittag begab ich mich kurz ins Hotel in der Nähe vom Hauptbahnhof und ging dann zur Startnummernausgabe auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz. Anschließend lief ich über die Fahrradmesse vor dem Rathaus und Abends fand ich nach einiger Suche nach einem Speiselokal das Vapiano. Alleine in einem Restaurant ist es nicht so schön, zumal es überall relativ voll war. Glücklicherweise gibt es in dem Hotel ab 6:30 Uhr Frühstück. So konnte ich in Ruhe essen und dann gegen 7:40 Uhr das Hotel verlassen und zum Startbereich auf der Alsterglacis und Kennedybrücke rollen. Mein Startblock E war erst teilweise gefüllt, ich stellte mich aber in den hinteren Bereich. Der Startblock F hinter mir wurde alleine mit Frauen gefüllt. Zwar lagen die Temperaturen zu diesem frühen Zeitpunkt nur bei 18°C, aber eine Jacke wurde angesichts der zu erwartenden Temperaturen nicht benötigt. Ein Radunterhemd reichte unter dem Trikot aus. Um 8:30 Uhr rollte der Block dann endlich langsam los bis hin zur Startlinie, wo direkt das Rennen eröffnet wurde. Der große Startblock verteilte sich schnell auf den ersten Kilometern aus Hamburg heraus. Meine Geschwindigkeit lag auf den ersten 24 Kilometern fast durchweg im Bereich von 35 bis 43 km/h mit sogar bis zu 58 km/h auf jeweils zwei kurzen "Abfahrten". Gestartet auf einer Höhe von 5 Metern führte die Strecke auf den ersten 20 Kilometern über zwei "Buckel" mit 19 bzw 17 Höhenmetern, bevor die Strecke danach bis Kilometer 65 durchgehen nur im Bereich von 5 bis 10 Höhenmetern lag, also im Prinzip komplett flach war. Nach einer Stunde hatte ich 37.5 km zurückgelegt und fuhr fast die ganze Zeit über in Gruppen, wobei es sich eigentlich eher ein langes Pulk von Rennradfahrern handelte. Ein paar wenige Male mußte ich Lücken schließen, weil vor mir Leute den Windschatten abreißen ließen. Ungefähr bei Kilometer 31 lag die erste von zwei Verpflegungsstationen, aber ich sah hier niemanden anhalten. Ebenfalls in diesem Bereich bemerkte ich erstmals Leute aus Block G auf der linken Seite schnell vorbei fahren. Zunächst nur zwei oder drei, und etwas später dann eine große Gruppe. An der zweiten Verpflegungsstation nach 71 Kilometern bog ich dann aber ab, um meine Wasserflaschen wieder aufzufüllen. Bis dahin hatte ich ungefähr eineinhalb Flaschen geleert. Hier hielten ein paar Teilnehmer, aber doch sehr wenige. Eine halbe Flasche für die verbleibende Strecke war mir aber zuwenig, und außerdem tut so eine kurze Pause zwischen 1:59:45 und 2:01:10 Stunden nach dem Start auch ganz gut. Weil die Leute an der Verpflegungsstelle kaum etwas zu tun hatten, rannte sogar eine junge Frau noch hinter mehr hier und bot Riegel und eine Banane an. Ich nahm den Riegel, hatte bis dahin aber auch gerade erst einen Riegel zu mir genommen. Zurück auf der Strecke kam schnell wieder eine größere Gruppe von hinten. Tatsächlich gab es inzwischen deutliche Abstände zwischen den Gruppen. Nur wenige hundert Meter später ging es direkt an der Elbe durch einen Hafenbereich in Wedel mit zwei heftigen Buckeln quer über die Straße, d.h. Abdeckungen über vermutlich Stromkabeln. An beiden Stellen wurde lautstark gewarnt und zum Abbremsen aufgefordert. Beim zweiten Buckel war ich aber viel zu schnell, mein Rennrad ruckelte kräftig durch und eine Flasche flog aus der Halterung. Ein Fahrer neben mir rief sofort laut und warnte vor der Flasche, während ich etwas bremste und an den rechten Straßenrand fuhr. Hinter mir fuhr aber ein Teilnehmer sehr schnell, hatte wohl nach dem zweiten Buckel gerade stark beschleunigt und wollte mich offensichtlich rechts überholen. Er fuhr dann auf den Bürgersteig und überholte dort, knapp vorbei an zwei Polizisten. Ich ließ die ganze Gruppe vorbei und ging dann auf dem Bürgersteig zurück bis zu dem Helfer, der meine Flasche schon aufgesammelt hatte. Ab Kilometer 74 führte die Strecke in den einzigen richtigen Anstieg von etwa 10 Höhenmetern auf 90 Höhenmetern bei Kilometer 77.5. Es mußten also 80 Höhenmeter auf 3.5 km bewältigt werden, aus meiner Sicht eine lockere Steigung. Im "steilsten" Stück betrug die Steigung mal 7.5 Prozent für 100 Meter. Dennoch überholte ich zahlreiche Teilnehmer, die hier einige Schwierigkeiten bekommen hatten. Bis Kilometer 84 reichte eine längere und kurvenreiche und stellenweise enge Abfahrt, bevor es erneut über einen Hügel mit 45 Höhenmetern ging, also von 20-25 Metern über dem Meeresspiegel kaum mehr als weitere 20 Meter hoch. Von dort an bis ins Ziel führte die Strecke zumeist leich abwärts, so daß meine Geschwindigkeit fast durchgehend im Bereich von 35 bis 45 km/h blieb. Und so näherte die das Feld der Mönckebergstraße und der von vielen Zuschauern gesäumten Zielgerade. Auf den letzten 500 Metern herrschte ordentlich Lärm. Die Ableitung hinter dem Ziel ging wieder hinunter zur Binnenalster. Während ich die letzten Meter bis zur Nachzielverpflegung rollte, fuhren mir gerade die ganzen Profis entgegen, die direkt zuvor in die neutrale Phase gestartet waren. Ich holte mir etwas zu trinken und zu essen und versuchte dann, die große dichte Menschenmenge durch die nächste Seitenstraße zu verlassen. Zurück im Hotel ging es erst einmal unter die Dusche und dann für zwei Stunden ins Bett.
Meine Fahrzeit betrug 2:45:16 Stunden auf 94.5 km, d.h. ich fuhr einen
Schnitt von 34.3 km/h mit 141 bpm, max 165 bpm, trat mit 80 U/min und
bewältige lediglich 296 Höhenmeter.
Die ganze Aktion des Flaschenverlusts kostete mich 45 Sekunden.
Meine offizielle Zeit betrug 2:45:28 Stunden für die offiziellen 94.8 km.
Damit belegte ich Platz 4134 von 5706 und in der Alterklasse 3 Platz 1358
von 1878.
Auf der langen Strecke benötigte der Sieger 2:07:04 Stunden und fuhr einen Schnitt von 44.7 km/h. Die erste Gruppe bestand aus 61 Leuten, darunter auch die schnellste Frau auf Platz 18 in 2:07:06 Stunden und die zweitschnellste Frau auf Platz 55. 6435 Teilnehmer:innen waren angemeldet, von denen 6088 in Ziel kamen und 6173 die Startlinie überquerten. Auf der kurzen Strecke über 57.8 km scheint es einen Ausreißersieg gegeben zu haben mit einer Siegerzeit von 1:17:34 Stunden. Danach folgte eine Gruppe aus 16 Leuten mit einer Zeit von 1:21:49 Stunden. Die schnellste Frau kam nach 1:24:14 Stunden ins Ziel. 3181 Teilnehmer:innen erreichten das Ziel, während 3224 die Startlinie überquerten und 3340 Leute angemeldet waren. Nach der Ruhepause ging ich wieder zum Gerhart-Hauptmann-Platz nahe des Zielbereichs und setzte mich draußen vor ein Cafe, um mir ein paar Kalorien einzuverleiben. Nach zwei Tassen Tee und zwei Stück Kuchen ging es mir besser. Ich ging die paar Schritte zur abgesperrten Strecke und stellte mich etwa 25 Meter vor dem Ziel an die Absperrungen. Dort verfolgte ich die erste Zieldurchfahrt der Profis gegen 15 Uhr. Die Profis mußten dann noch zwei Mal über den Waseberg fahren, bevor die Cyclassics gegen 16 Uhr mit dem Zielsprint und Sieg des österreichischen Bora-hansgrohe-Fahrers Marco Haller zu Ende gingen. Abends setzte ich mich eine Weile in den Außenbereich des Hotels und aß eine Pizza. Am nächsten Morgen fuhr der ICE um kurz nach 8 Uhr aus Hamburg ab. Videos und weitere Berichte des Rennens:
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