thola.deThorsten Lange
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10.10.2024 |
Tour d' Energie 2010 in Göttingen - 82.3 kmFast könnte ich den Einleitungstext aus dem vergangenen Jahr wiederholen: Erneut gab es ein sehr schönes Frühsommerwetter, diesmal sogar mehr als 20 Grad mit viel Sonne und wie vor einem Jahr ein leichter Wind aus Südost. Die Teilnehmerzahl stieg weiter auf eine neue Rekordhöhe von 1795 gewerteten Fahren auf der Langstrecke und 501 auf der Kurzstrecke.Leider sank die Zahl der Firmenteilnehmer auf sechs, wobei unser siebtes Mannschaftsmitglied eigentlich firmenfremd war und kurzfristig als Ersatz für Callum einsprang, der wegen der isländischen Aschewolke nicht anreisen konnte. Als einzigen neuen Teilnehmer konnten wir John gewinnen. Dafür gab es eine neue Mannschaft: Petra ließ sich überreden und trat ihrer Firmenmannschaft bei, die selbst erstmals an der Tour teilnahm. Durch die unterschiedlich angegebenen Geschwindigkeiten bei der Anmeldung starteten wir in drei verschiedenen Blöcken: Thole und ich in E, Stefan, Heiner und Tom in F sowie John in G. Petra fuhr zusammen mit zwei Kollegen aus Block F los. Der Start selbst verlief nach mehreren Meinungen reichlich chaotisch: Die Abstände zwischen den Blöcken waren einfach viel zu kurz. Zwischen D und E hatte ich das Gefühl, es dauerte vom Losrollen des Vorblocks bis zu unserem Start kaum eine halbe Minute. John aus Block G fand sich schon vor dem Rathaus nur noch wenige Meter hinter seinen Kollegen aus Block F wieder. Als Konsequenz gab es bei Beginn der offiziellen Zeitmessung am Rosdorfer Kreisel keine Lücken mehr zwischen den Blöcken, sondern ein lang gezogenes dichtes Feld. Thole und ich konnten uns einige Zeit zusammen durch dieses lange Feld bewegen und an vielen anderen Teilnehmern vorbeiziehen. Im ersten Teil des Anstiegs von Mengershausen nach Jühnde trennten wir uns jedoch. Durch den Windsog der endlosen Reihe von Fahrern konnte ich den gesamten Anstieg mit einer Geschwindigkeit von mehr als 20 km/h bewältigen. Eine Geschwindigkeit, die im Training nie zu erreichen war. Die Schlange bewegte sich mit angenehmen Tempo weiter durch Jühnde hindurch nach Meensen, wo es in der Rampe zur ersten großen Auslese kam. Leider erwischte mich bereits kurz vor Meensen die böse Banane, die ich wohl zu spät, nämlich erst 15 Minuten vor dem Start, gegessen hatte. Auf einmal piekste es im Magen, so dass ich die Rampe langsamer anging und vor allem in der folgenden Abfahrt mit deutlichen Schwächeanzeichen zu kämpfen hatte. Neben dem noch immer relativ dichten Feld war dies der Grund für eine extrem vorsichtige Fahrweise. Wie zwei Unfälle in der Abfahrt zeigten, kann man dort gar nicht vorsichtig genug fahren, und muß dennoch auf die von hinten ankommenden rasenden Räder aufpassen. Zwischen sichern und unsicheren Abfahrern können auf der engen und steilen Strecke sicher 30-40 km/h liegen! Thole beispielsweise hatte nach dem Rennen eine Höchstgeschwindigkeit von 77 km/h, während ich nur auf maximal 63 km/h kam. Und wenn man kurz vor Klein Wiershausen sowie in der letzten S-Kurve vor Hann Münden an Gestürzten vorbeirollt, dann geht eher die Hand zur Bremse als der Tritt auf die Pedale. Bis zum Ortsausgang von Hann Münden schaffte ich den Anschluß an eine größere Gruppe aus mehr als 20 Fahrern. Das war auch gut so, denn nun konnte ich bis Hemeln im Windschatten mitrollen, viel trinken, etwas essen und mich vor dem nächsten Anstieg erholen. Die Gruppe war aber leider nicht besonders schnell, fuhr so um die 35 km/h, so dass ich im Vergleich zum letzten Jahr einiges an Zeit verlor, als ich zwischen vielen einzelnen Fahren gesprungen war und eher selbst das Tempo vorgegeben hatte. Dann ging es in die Steigung zum Bramwald hoch: 5.5 km lang, 263 Höhenmeter, ein Berg der Kategorie 3. Noch unsicher über meine Leistungsfähigkeit nach dem Schwächeanfall ging ich den Anstieg vorsichtig mit 15-16 km/h an. Vor der ersten von drei Serpentinen konnte ich mit einem Mitfahrer über das tolle Wetter sprechen. Er meinte, er würde die Tour lieben und, wie ich, zum vierten Mal teilnehmen, aber die Steigungen mochte er gar nicht. Das konnte ich nicht verstehen und ließ ihn stehen. Weil ich bis Hemeln schon mehr als eine Flasche Wasser geleert hatte und nach dem Zeitplan eine 2:30h Gesamtzeit schon nicht mehr möglich war, stieg ich oben an der Verpflegungsstelle ab und ließ einmal Wasser nachfüllen. Mein erster derartiger Halt beim inzwischen siebten Jedermannrennen. Auf der anderen Straßenseite stand Kollege Torsten Sch. und machte fleißig Bilder.
Gestärkt und inzwischen wieder vollständig genesen machte ich mich auf die Abfahrt nach Löwenhagen und ging dann in den Anstieg hinter Niemetal. Dort kam ich wieder in eine größere Gruppe, in der sich aber die meisten Fahrer schon arg quälten. Bis Dransfeld lag ich dann in der Gruppenspitze und rollte auf die erste Rampe des letzten Anstiegs zu. Von da ab ging es an hunderten Zuschauern vorbei, die an beiden Straßenseiten standen und die Fahrer anfeuerten. An einer Stelle hatten sich einige etwas besonderes ausgedacht: Ein Zuschauer stand vielleicht 20 Meter unterhalb von einer Gruppe, las die Namen von den Rückenschildern der Teilnehmer ab und rief die Namen nach oben, wo der entsprechende Fahrer lautstark mit seinem Namen begrüßt wurde. Eine tolle Idee! Die Abfahrt nach Jühnde verlief völlig problemlos mit einer sehr geringen Fahrerdichte. In diesem Jahr hatten die Organisatoren große Warnschilder aufgestellt und sogar Strohballen in die gefährlichen Kurven gelegt. Erst hinter Jühnde sammelte sich wieder eine Gruppe, die bald auf 30-40 Fahrer anwuchs und mit etwa 45 km/h bei leichtem Gegenwind bis nach Mariengarten hinunterfuhr.
Als es dann parallel zur Autobahn weiterging, mußte ich leider dringend etwas essen, was dann zum Verlust der Gruppe führte. Bis ich den Riegel geöffnet und gegessen hatte, lag ich 30 Meter zurück und kam nicht mehr heran. Die Gruppe gewann leicht an Abstand und lag bis zum ersten Rosdorfer Kreisel in die Umgehungsstraße hinein vielleicht 150 Meter vor mir, aber auch mit Unterstützung durch einen anderen Fahrer gelang kein Anschluß mehr. Auf der Umgehungsstraße kamen dann drei Fahrer von hinten auf, an die ich mich hängen konnte. Leider ging der Führende bald aus der Spitze und keiner wollte mehr in den Wind. Einer meinte zu mir, er könnte nicht mehr. Also griff ich kurz vor Ende der Umgehungsstraße tief in die Lenker und nahm Tempo auf. Mit vier oder fünf Fahrern im Schlepptau zog ich mit 35-40 km/h nach Göttingen ein und holte drei Kilometer lang die letzten Kraftreserven raus. Natürlich passierte was passieren mußte: Auf der Zielgeraden zogen drei von ihnen an mir vorbei. Und unter dem Jubel von zahlreichen Zuschauern ging es über die Ziellinie. Dann begann das Warten auf den Rest der Truppe und auf Petra, die etwa eine halbe Stunde nach mir eintraf. Nur einer fehlte: Als Tom ins Ziel kam, berichtete er von einem Unfall unseres Chefs, den er mit kaputtem Fahrrad und zahlreichen Abschürfungen kurz vor Mariengarten überholt hatte. Inzwischen redet Heiner aber schon wieder vom nächsten Radrennen. Mein persönliches Fazit ist wieder positiv: Zwar vier Minuten langsamer als im vergangenen Jahr, davon eine knappe Minute am Bramwald und den Rest durch langsamere Gruppen sowie vorsichtiges Fahren liegen lassen. Aber eine Zeit von 2:30 Stunden erscheint weiterhin möglich. Und selbst Petra will im kommenden Jahr wieder antreten. Unser Ergebnis in der Firmenwertung lautete Platz 29 von 41 Mannschaften, also deutlich besser als im vergangenen Jahr, allerdings wäre ohne den Ersatzfahrer vermutlich Platz 35 herausgekommen. Die Mannschaft von Petra gewann die rote Laterne. Die schnellste Firma fuhr 8:45:12, wir kamen auf 10:44:47, Petras Team auf 11:58:32. Die Siegerzeit betrug 2:02:58 bei 1670 männlichen Teilnehmern.
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