thola.deThorsten Lange
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10.10.2024 |
Vattenfall Cyclassics in Hamburg 2014 - 100 kmJahrelang war eine Anmeldung zu den Cyclassics schwierig, überhaupt nur wenige Tage lang möglich, bevor die freien Plätze zur Neige gingen, und Vorjahresteilnehmer hatten ein Frühbucherrecht. Jedenfalls hatte ich schon vor einigen Jahren versucht, einen Platz zu bekommen, und war zwei oder drei Mal gescheitert. In diesem Jahr klappte es jedoch! Obwohl ich die Anmeldung erst probierte, nachdem ich am Rennen in Hannover Ende Juni wegen Dauerregens nicht teilnahm. Ein drittes Rennen neben Göttingen und Münster im Oktober wollte ich doch mitmachen. Der Wettervorhersage zu Folge und nach den regnerischen und kühlen Tagen vor dem 24.August rechnete ich wieder mit einem nassen und ungemütlichen Rennen. Am Samstagmittag trafen Petra und ich uns in Hamburg. Kurz nach Abholung meiner Startunterlagen gab es einen heftigen kurzen Regenschauer, und am Nachmittag in der Schlußphase eines Jugendrennens (35 Runden um die Binnenalster mit jeweils 1.5 Kilometern) schüttete es eine halbe Stunde lang ziemlich heftig. Ansonsten war das Wetter aber sonnig und warm.
Dieses Bild nahm Petra am Abend im Hotel mit ihrer neuen,
in einem Hamburger Fotofachgeschäft gekauften Antarktis-Kamera auf:
Morgens kurz nach dem Aufstehen regnete es ein wenig, aber ich entschied mich doch gegen Regenkleidung und dachte lieber an die Sonne und Wärme vom Tag zuvor. Glücklicherweise startete ich erst in Block R um 8:45 Uhr, so dass die Straßen bis dahin schon wieder abgetrocknet waren. Oder auch unglücklicherweise, aber dazu später mehr. Die Teilnehmerfelder der beiden Strecken über 100 km und über 155 km starteten gemeinsam aus 19 Startblöcken (A-S), die im Abstand von jeweils fünf bis zehn Minuten auf die Strecke gehen sollten: Block A um 7:30 Uhr und Block S um 8:55 Uhr. Die schnellsten Fahrer hatten also schon das halbe Rennen hinter sich, als die letzten die Startlinie überquerten. Bis Block L sollten 500 Teilnehmer in einem Block stehen, danach bis zu 1000. Als Vergleich dazu: In Göttingen nehmen "nur" 3200 Rennradfahrer insgesamt teil. In Hamburg sind es 17500 auf drei Strecken! Die Wartezeit im Startblock zog sich hin. Ich hatte mich schon in einen sonnenbeschienenen Bereich gestellt, im mittleren Bereich des Blocks, aber kalt war es dennoch. Das "Warmfahren" zuvor brachte nicht viel, erstens war die Straße zu voll, der Straßenabschnitt zu kurz, und in einer Richtung merkte man den kalten Gegenwind deutlich. Die Leute in meiner Umgebung wußten auch nicht, ob sie mit oder ohne Regenjacke fahren sollten, und zogen sich mehrfach um. Mit sieben Minuten Verspätung ging es dann endlich los. Ein paar hundert Meter rollte das Feld (eher: der Block) die Steinstraße entlang, bevor die Kurve auf den Steintorwall und dort unter dem Startbogen hindurch führte. Die Geschwindigkeit des Feldes nahm zu auf der zum Hafen hin leicht abfallenden Strecke: Shanghaiallee, Baakenhafenbrücke, Kirchenpauerkai, Freihafenelbbrücke, Veddelerdamm. Das Feld zog sich langsam auseinander, der Block sortierte sich, und ich hielt mich an die schnellen Gruppen und überholte ziemlich viele andere Fahrer. Dann tauchte bald die Köhlbrandbrücke auf, die ansonsten für Radfahrer gesperrt ist: Ein mächtiges Bauwerk, dessen Rampe etwa nach neun Kilometern begann und die auf etwa 1500 Metern Fahrstrecke mehr als 50 Meter nach oben führte. Schon von weitem erkennbar war die zunehmende Steigung im oberen Abschnitt, wo fünf Prozent Anstieg erreicht wurden. Viele Hanseaten und "Flachlandfahrer" bekamen hier bereits Probleme, während der Göttinger Mittelgebirgsfahrer nicht einmal im oberen Bereich vom großen Kettenblatt runter schaltete. Am Ende der langgezogenen Abfahrt kreuzte das Feld die A7 und fuhr dann parallel zur Autobahn nach Süden. Nach gerade einmal 13 Kilometern sah ich die ersten Teilnehmer aus Startblock Q, denen ich also auf dem kurzen Stück schon mindestens fünf Minuten abgenommen hatte. Ab Hausbruch ging es in die Wälder und eine längerer Steigung hinauf. Auf den nächsten fünf Kilometern mußten etwa 90 Höhenmeter bewältigt werden. Auch in diesem Abschnitt konnte ich noch den Windschatten von einigen schnelleren Gruppen ausnutzen, zum Teil kamen bereits einige sehr schnelle Fahrer aus Block S dazu. Es folgte ein welliger Abschnitt über weitere 5-6 Kilometer, in denen der starke Westwind zeitweilig deutlich zu spüren war. Schließlich ging es hinter Langenrehm in die Bergwertung hinein: Zunächst gab es einen kurzen Anstieg über knapp 25 Höhenmeter, dann stand nach einer kurzen Abfahrt in der Mitte eines schmalen Tales ein Bogen mit Zeitmeßschienen. Auf der anderen Seite ging es in eine 1.5 Kilometer lange Steigung hinein, die meinem Garmin zu Folge um etwa 40 Höhenmeter anstieg und vollständig durch einen Wald führte. Schon unten flog ich an den anderen Fahren vorbei, obwohl ich noch nicht voll fuhr sondern erst einmal die Steigung beobachtete. Dann beschleunigte ich doch und zog in einem kurzem Zwischengefälle noch einmal an, um das letzte "Steilstück" von gerade einmal fünf Prozent Steigung hochzusprinten. Meine Geschwindigkeit lag während der ganzen Bergwertung immer über 20 km/h und im Schlußanstieg sogar oberhalb von 25 km/h. Während der ganzen Zeit wurde ich nicht überholt und hatte das Gefühl, der Rest des Feldes würde ein anderes Rennen fahren, so groß war häufig der Geschwindigkeitsunterschied. Kurz hinter dem Gipfel neigte sich die erste Fahrstunde ihrem Ende zu und der Tacho zeigte "nur" 31.9 Kilometer. Weniger als der angestrebte Schnitt von 34 km/h, der für eine Fahrzeit von unter drei Stunden notwendig wäre. Auf der folgenden Abfahrt, eigentlich ging es nun 18 Kilometer lang hinunter, von kurzen Buckeln abgesehen, wurde mit erstmals bewußt, dass die Teilnehmer in meiner Umgebung zu langsam für mich fuhren. Die ersten Starter aus Block P waren bereits überholt, schnellere Fahrer kamen kaum noch von hinten. Meine Fahrtaktik ging immer mehr dazu über, zwischen den Kleingruppen und Einzelfahrern zu springen, mich kurzzeitig im Windschatten heranzusaugen und dann wieder die nächste Lücke zu durchqueren. Ein längeres Verweilen im Windschatten war nicht mehr möglich, außer um mal einen Energieriegel aus der Trikottasche zu kramen und abzubeißen. Die Strecke führte durch Buchholz hindurch und erreichte in Holm ihren südlichsten Punkt, drehte dort nach Osten mit schönen kräftigem Rückenwind und nach ein paar Kilometern in Dierkshausen wieder nach Norden. In Jesteburg bei Streckenkilometer 63 lag die sehr gut gestaltete Verpflegungsstation: Man mußte zunächst rechts fahren und absteigen, dann auf einem Parkplatz schieben, auf dem Fahrradständer, mehrere Dixi-Klos und eine lange Tischreihe mit Iso-Getränken, halben Bananen und Wasser aufgebaut war. Ich ließ mir eine Wasserflasche füllen und schob weiter zum Ausgang, um mich wieder in den Verkehr einzureihen. Es gab dort Helfer, die auf den Verkehr von hinten achteten und dafür sorgten, dass es zu keinen gefährlichen Situationen kam. Die Versorgungspause kostete mich etwas mehr als eine Minute. Meine Geschwindigkeit zog ich auf dem folgenden Flachstück auf 38-40 km/h an. Außer Brücken gab es bis zum Ziel nur noch bei Kilometer 75 einen kurzen Anstieg. Am Ende der zweiten Fahrstunde berechnete ich meinen Schnitt auf 33 km/h, war für einige Minuten unzufrieden und schätzte die notwendige Geschwindigkeit für die Reststrecke auf fast 40 km/h. Dann kam plötzlich noch ein Fahrer von hinten, der mich überholte und an den ich mich mit 40 km/h hängen konnte. Ich entschloß mich nun dazu, so weit wie möglich mit maximaler Geschwindigkeit zu fahren, also den Lenker tief gefaßt, und entweder die drei Stunden Marke zu knacken oder irgendwann einzubrechen. Nachdem ich den Vorfahrer abgelöst hatte und selbst in den Wind ging, wurde es dann zu einem "Einzelzeitfahren". Mein Begleiter blieb die nächsten 15-20 Kilometer hinter mir und ging trotz mehrfacher Aufforderung nicht in den Wind. Als die Strecke hinter Harburg wieder in die Hafenanlagen und auf lange einsame Straßen führte, meldete sich irgendwann der Wind wieder und sorgte für einen Geschwindigkeitseinbruch auf 25-30 km/h. Erst hier überholte mich mein Begleiter zusammen mit zwei anderen Fahrern, die sich wohl zwischendurch angekoppelt hatten. Nach ein paar Kilometern ging es in die Hafencity, die Geschwindigkeit stieg zwischen den Gebäuden wieder auf über 40 km/h an, bis schließlich vor dem Hauptbahnhof der Bereich der Feldertrennung erreicht und der Ausgang der Mönckebergstraße passiert wurde. Hier war ich zunächst irritiert durch die vielen Fahrer, die aus der Mönckebergstraße hinausrollten in Richtung der Transponderabgabestellen, natürlich abgetrennt von der Rennstrecke durch lange Gitterreihen. Ich hätte mir den Straßenverlauf für die letzten Kilometer doch vorher näher angucken sollen, denn dass es über den Ballindamm, Jungfernstieg, Gänsemarkt und die Stadthausbrücke noch einen relativ großen Bogen gab, bis es von Westen in die Mönckebergstraße hineinging, Damit hatte ich nicht gerechnet. Und das kostete mich doch noch etwas Zeit, weil ich zeitweilig nur mit knapp 30 km/h rollte und eben nicht mehr voll fuhr. Obwohl die Kraft dazu locker gereicht hätte.
Im Zielbereich herrschte ein Höllenlärm durch die vielen Zuschauer, bevor es in den Ableitstraßen zur Transponderrückgabe und zur Erstversorgung mit Getränken wieder ruhiger wurde. Der Sammelplatz war proppenvoll, danach mußte ich erst einmal die richtigen Wege suchen, um an einem geeigneten Punkt Petra anrufen und ein Treffpunkt vereinbaren zu können. Petra selbst hatte am Ballindamm gestanden, mich tatsächlich auf zwei Aufnahmen erwischt, und mußte sich nun einmal quer durch die Innenstadt hindurch und über zwei gesperrte Straßen hinweg kämpfen. Bevor sie mich nach einer halben Stunde endlich erreichte, begann ein längerer heftiger Regenschauer. Glücklicherweise konnte ich mich gegenüber vom Gebäude der Zeit unterstellen. Glücklicherweise war zuvor das gesamte Rennen sonnig und trocken. Ins Ziel kamen 7439 Männer und 673 Frauen über 100 km, 4405 Männer und 1077 Frauen über 55 sowie 1847 Männer und 54 Frauen über 155 km. Die Zeit des Siegers über 100 Kilometer betrug 2:32:44 Stunden. Die schnellste Frau benötigte auf der Strecke 2:42:30 Stunden.
Ich selbst belegte in der Gesamtwertung mit 3:03:29 Stunden den Platz 3259
von 7439, in der Altersklasse Männer Master 2 den Platz 1367 von 2819.
In der Bergwertung lag ich mit 3:19 Minuten auf Platz 943.
Wie eng es in der Bergwertung zuging, kann man an Platz 495 eines Bekannten
aus Bovenden erkennen, der genau zehn Sekunden schneller war als ich.
In unserem Zeitbereich lagen 40 bis 50 Teilnehmer innerhalb von einer Sekunde!
Ich selbst war zeitgleich mit Platz 891.
Der schnellste Teilnehmer benötigte lediglich 2:33 Minuten, immerhin 229
Fahrer blieben unter drei Minuten. Die langsamsten Fahrer um Platz 7685
brauchten dagegen mehr als neun Minuten für diesen Streckenabschnitt.
Fotos und VideosProfessionelle Fotos erwarb ich diesmal nicht von den Streckenfotografen, da die Preise ziemlich hoch waren: 29.90 Euro für alle 26 Fotos, von denen ich aber nur zwei oder drei wirklich behalten würde, oder 13.90 Euro für ein Bild. Alle Bilder in klein gibt es hier. Da waren die beiden von Petra mit ihrer einen Tag zuvor in Hamburg gekauften Antarktis-Kamera günstiger.
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