thola.deThorsten Lange
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10.10.2024 |
Münsterland Giro 2018 - 95 kmDas Wetter meinte es gut mit den Teilnehmern des Radrennens: Am Vormittag des Vortages hatte es in Göttingen stark geregnet, als ich auf dem Rennrad und mit dem schweren Rucksack zum Bahnhof fuhr, nieselte es glücklicherweise nur noch. Dennoch saß ich anschließend in der Bimmelbahn über Lenglern nach Paderborn und von dort weiter nach Münster zunächst mit feuchtem Hintern. Die Fahrt mit der Bahn war im Gegensatz zu den vielen Autofahrten in den vergangenen Jahren völlig entspannend und dauerte auch nur knapp vier Stunden, naja, etwas mehr unter Einbeziehung der Radfahrt zum Bahnhof. Mit dem Auto hatte ich meistens 3 1/2 Stunden benötigt. Zwischen Paderborn und Münster regnete es erneut, aber später auf dem Fußweg vom Hotel zur Startunterlagenausgabe kam die Sonne durch. Dabei ging ich vorbei an endlosen stehenden Autoschlangen: Das übliche Verkehrschaos in Münster am Tag vor dem Radrennen! In irgendeiner Münsterraner Online-Zeitung hatte ich böse Kommentare gelesen, wie denn nur die Straßen vor dem Schloßplatz gesperrt werden könnten. Dann sollen die Leute halt nicht Auto fahren. Das Rennen fand ja auch erst zum 13ten Mal statt und wurde vorher massiv angekündigt. Auf dem Rückweg gab es Kuchen und Tee in der Stadt, nachdem ich ja kein Mittagessen gehabt hatte. Und gegen 19 Uhr ging ich erneut im dem Hotel benachbarten Mediterraneo sehr lecker essen. Der Wirt hatte mich wieder erkannt, ebenso übrigens wie der Herr an der Rezeption des Hotels, in dem ich schon zum fünften Mal hintereinander übernachtet hatte. Am nächsten Morgen saßen um 6:45 Uhr bereits die ersten Leute in Radklamotten beim Frühstück, das offiziell zwar erst um 7:00 Uhr öffnen sollte, aber man kennt je seine Gäste. Ein paar davon erkannte ich auch wieder, und mit einem Paar fuhr ich später gemeinsam zum Startbereich (sie mit einem E-Bike). Er und ich fuhren aus dem gleichen Block los, so dass wir uns vor dem Start noch eine ganze Weile in der Kälte bei 8°C unterhalten konnten. Auf dem ersten der unten folgenden Bilder ist er links hinter mir zu erkennen. Nach und nach füllte sich der Block, und schließlich erfolgte der Start zunächst für die Lizenzfahrer A/B, die fünf Minuten vor dem ersten Startblock losfuhren. Der Startansager erklärte, die Lizenzfahrer würden disqualifiziert, sobald sie von den "normalen Teilnehmern" eingeholt würden. Die Rennzeiten der jeweiligen Sieger lagen übrigens nah beieinander. Zwei Minuten nach Block B fuhr unser Startblock C über die Startlinie. In dem großen Feld zog die Geschwindigkeit gut an und lag im Durschnitt auf den ersten zehn Kilometern bei fast 38 km/h. In einigen langgestreckten Kurven zeigte sich der Startblock jedenfalls nach vorne hin völlig geschlossen. Vor der ersten Reihe lagen nur leere Straßen, die zwei Minuten Differenz zu Block B mußten auch erst aufgeholt werden. Nach hinten fielen aber sicherlich schon einige Teilnehmer aus dem Feld hinaus und mußten sich alleine durch den Wind kämpfen, der ab und zu mit Böen deutlich zu merken war. Irgendwo in der Mitte des Feldes befand ich mich. Etwa ab Kilometer 13 ging es in die ersten Hügel und ab Kilometer 17 dann in den längsten von insgesamt vier heftigen Anstiegen: Auf schmalen Straßen (eher Wirtschaftswegen) wurden über drei Kilometer etwa 100 Höhenmeter erklommen, was sich erst einmal als leicht anhört, aber Rampen von zunächst 8% und später noch einmal 12% beinhaltet. Bei der Größe des Feldes kam es zu deutlichen Verkehrsstaus, weil einige fast standen und andere so wie ich kaum Gelegenheit zum Überholen hatten. Wie auf dem zweiten Bild zu erkennen ist, waren die Abstände kurz vor dem Gipfel angewachsen und das Feld deutlich zersplittert. Es folgte eine lange Gefällestrecke, meistens mit geringen Prozentwerten und einigen wenigen kurzen Wellen. Die Geschwindigkeit lag zumeist knapp unter 40 km/h, aber man mußte schon aufpassen auf entstehende Lücken, denn die Teilnehmer fuhren meistens direkt hintereinander und nicht mehr nebeneinander. Ohne weiteres Flachstück begann bei Kilometer 35 der zweite Anstieg, der weniger als zwei Kilometer lang war, dafür aber 70 Höhenmeter enthielt und eine längere Passage mit 12 Prozent auf einem erneut schmalen Wirtschaftsweg mit erneut denselben Problemen: Zu viele sehr langsam fahrende Leute nebeneinander. Der nächste Buckel folgte direkt nach der Abfahrt, hatte aber maximal 4-5 Prozent Steigung und war entsprechend schnell zu befahren. Kurz darauf erreichten wir die Hälfte der Gesamtstrecke. Die Gruppe um mich herum war deutlich geschrumpft, aber noch sah man nach vorne und hinten Nachbargruppen mit nicht zu viel Abstand. Auf den folgenden eher flachen zehn Kilometern machte sich der böige Wind immer wieder bemerkbar. Ich glaube, in diesem Streckenabschnitt kam ich an dem einzigen Rettungswagen vorbei, neben dem während des Rennens aus meiner Sicht ein Teilnehmer behandelt wurde. Ich sah auch fast keine Teilnehmer am Straßenrand, die Schläuche wechselten. Außerdem fuhren wir durch den Startbereich der Profis, die mehrere Runden auf Teilen der Jedermannstrecke drehten und danach auch auf der Jedermannstrecke bis Münster hinein fuhren. Schließlich ging es in die letzte Steigung, die mir ein aus der Nähe von Münster stammender Fahrer zuvor angekündigt hatte: 60 Höhenmeter auf weniger als zwei Kilometern mit zwischenzeitlich maximal 8-9 Prozent und wieder auf schmalen Wirtschaftswegen. Im Gegensatz zu den vorherigen Anstiegen war es aber kein Problem zu überholen. Die Steigung wurde oben sehr flach und führte schließlich durch eine Bergwertung der Profis, wie unten auf einem Bild zu sehen ist. Es folgte eine lange Abfahrt über fünf oder sechs Kilometer, in der ich meine Rennhöchstgeschwindigkeit erreichte. Die nächsten 15 Kilometer wurden flach und windanfällig, so dass man umso mehr auf Lücken achten und diese wieder schließen mußte. Irgendwann passierte dann die Trennung der noch halbwegs großen Gruppe. Gerade so erkannte ich eine größer werdende Lücke einige Reihen vor mir und konnte dann mit einem Zwischenspurt und letzter Kraft den Anschluß nach vorne schaffen, wobei ich zwei weitere Fahrer mitgezogen hatte. Über die nächsten Kilometer beobachtete ich in ein paar Kurven, wie die hintere Gruppe immer weiter zurück fiel. Mit den verbliebenen etwa 15 Leuten ging es dann später auch ins Ziel hinein. In den Gruppen sieht man ja immer wieder einige Leute, die vor allem durch Trikots oder Kleidung auffallen. So fuhr ich fast die ganze Zeit bis hin zum Ziel, und wie ich später auf den Bildern sah, mindestens seit der ersten Steigung, zusammen mit jemandem, der das etwa sechs Jahre alte blau-weiße Trikot der Tour d'Energie trug. Nach einiger Zeit schloß von hinten noch eine Dreiergruppe auf, die von einem Fahrer in gelber Regenjacke angeführt wurde. Die drei setzten sich sofort an die Spitze meiner Gruppe und traten ordentlich in die Pedale. Vor allem der Herr in der gelben Jacke hielt bis zum Ziel das Tempo sehr hoch. Ich selbst hatte dabei keine Chance, selbst in den Wind zu gehen, die Kraft reichte gerade zum Halten der Gruppe vor allem in engen und langsamer zu durchfahrenden Kurven. Apropos von hinten aufschließen: Während ich im Rennverlauf viele Teilnehmer mit Startnummern aus den Blöcken A und B sah, fuhr überhaupt nur eine Gruppe aus 10-15 Leuten aus Startblock D an mir vorbei, und das irgendwo zwischen Kilometer 40 und 50. Diese Gruppe hatte also fast 90 Minuten benötigt, um den Startabstand von 2-3 Minuten wettzumachen. Im späteren Verlauf rauschte dann noch ein einzelner schneller Fahrer aus Block E an mir vorbei, ansonsten bemerkte ich niemanden aus den Blöcken D oder E. Meine Gruppe hielt auch über die letzten beiden Wellen vor der langen Abfahrt nach Münster zusammen und fuhr dann mehr oder weniger gemeinsam durch das Ziel, wie auf dem letzten Foto aber vor allem im Zielvideo des WDR zu sehen ist. Im Zielbereich holte ich nach einer kurzen Standpause Pasta zum Nachführen der verbrauchten Kalorien und trat mich beim Essen schon mit den Schwiegereltern, die wie im vergangenen Jahr einen Tagesausflug nach Münster gemacht hatten. Direkt nach dem Essen rollte ich allerdings zunächst ins Hotel zum Duschen und Umziehen und ging anschließend wieder zurück zum Zielbereich.
Der Sieger auf der mittleren Strecke fuhr mit 2:16:16 Stunden durch das
Ziel. Er befand sich in einer 26 Mann starken Gruppe, die 2 1/2 Minuten
Vorsprung vor der nächsten Gruppe hatte, in der auch die drei
schnellsten Frauen mitfuhren. 1201 Männer und 108 Frauen erreichten das
Ziel, wobei die Zahl der Anmeldungen 1550 betragen hatte.
Die offizielle Zeitmessung bezifferte meine Rennzeit auf 2:43:12 Stunden mit
einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 34.93 km/h. womit ich Platz 532 von
1201 erreichte sowie Platz 162 von 345 in der Altersklasse 2.
Meine eigene Zeitmessung zeigte fast dieselbe Zeit, da ich bei diesem Rennen auf
Grund des kühlen Wetters ohne Verpflegungspause mit zwei Flaschen a 750 ml
auskam, allerdings bei Zieldurchfahrt die falsche Taste gedrückt hatte und
erst nach dem Ausrollbereich die Zeitmessung beendete.
Die Strecke war 94.3 km lang bei 551 Höhenmetern.
Meine mittlere Herzfrequenz betrug 151 bpm bei einem Maximum von 172 bpm.
Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag (inklusive Ausrollbereich) bei 34.5 km/h
und zeigte ein Maximum von 57.7 km/h.
Nach einem Rundgang über die Fahrradmesse gingen meine Schwiegereltern und ich erst einmal in die Innenstadt zu Kuchen, Waffel mit Eis und Kaffee und Tee, bevor wir etwa 150 Meter vor dem Ziel stehend das Eintreffen der Werbekaravane und schließlich die vier Zieldurchfahrten der Profis anguckten. Völlig überraschend gewann Max Walscheid das Rennen der Profis im Sprint einer etwa 30-köpfigen Gruppe vor John Degenkolb, Nils Pollit und Andre Greipel. Fotos und VideosAlle Fotos im obigen Bericht stammen von Sportograf, sofern nicht anders angegeben. Es gibt mehrere Videos der Tour:
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