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10.10.2024

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Münsterlandgiro 2015 - 60 km

Meine inzwischen siebte Teilnahme an diesem Radrennen erfolgte bei erneut gutem Wetter. Lediglich im Jahr 2012 war ich wegen des schlechten Wetters gar nicht erst angereist. Die Temperaturen lagen dieses Mal allerdings grenzwertig niedrig, daher nur "gutes" Wetter: Morgens um 8 Uhr beim Start der 110-km-Strecke zeigte das Thermometer lediglich sechs Grad Celsius, um 9:40 Uhr beim Start meines 60-km-Rennens waren es kaum 10 Grad und selbst bei der Zielankunft werden es nur 15 Grad gewesen sein, dies allerdings bei strahlendem Sonnenschein und geringem Wind aus südlichen Richtungen. Die Strecke entsprach weitgehend der aus dem Jahr 2011, als Petra und ich mit unserem Geschwindigkeitsrekord von 37.85 km/h Hand in Hand durch das Ziel fuhren.

Trotz der niedrigen Temperaturen fuhr ich mit kurzer Hose, darunter eine kurze Laufhose, oben allerdings mit langer Rennradjacke über dem Trikot. Auf dem Weg zum Start hatte ich noch eine Windjacke übergezogen sowie lange Handschuhe. Das "Warmfahren" machte den Körper auch nicht richtig warm, aber wenigstens bewegten sich die Muskeln schon etwas. Glücklicherweise stand ich die 15 Minuten im Startblock B wenigstens in der Sonne. Viele Teilnehmer traten in komplett langer Radkleidung an, nur ganz wenige waren in kurzer Hose und Kurzarmtrikot zu sehen.

Der Start erfolgte pünktlich: Zunächst machten sich die ViPs auf die Strecke, ein paar Minuten später folgte Block A und dann ziemlich zügig mein Block B. Die Blockgröße muß jeweils mindestens 400 Teilnehmer betragen haben, und es gab vier Startblöcke auf der 60-km-Strecke. Nach dem Start ging die Geschwindigkeit ziemlich schnell bis auf fast 40 km/h hoch, wurde allerdings in den ersten Minuten durch Münster bei engen Kurven, Kreuzungen mit Fahrtrichtungswechsel und Kreiseln mehrfach wieder kurz abgebremst. Bis ungefähr 22 Minuten bzw 14 Kilometer nach dem Start fuhr ich tatsächlich fast konstant 40 km/h und hatte in der Startphase erfolgreich auf einen langsam steigenden Puls geachtet: Erst nach 10 Minuten erreichte mein Puls überhaupt erstmals 150 bpm.

In dieser Zeit hatte sich das Feld so langsam sortiert und ich sprang mehrfach über Lücken hinweg, die noch nicht allzu groß waren, vielleicht mal 50 Meter. Viele Leute passen halt nicht auf und lassen den Windschatten abreißen. Als die Geschwindigkeit erstmals signifikant abfiel, hatte sich die Streckenführung von Norden nach Osten oder sogar Südosten gewendet und der Gegenwind zeigte sich. In den großen Gruppen konnte man allerdings noch immer über 30 km/h fahren, wenn mir das Tempo auch zeitweilig zu langsam wurde. Aber das dauernde Springen über inzwischen doch deutlich größere Lücken hinweg kostet viel Kraft, und diese wollte ich für die letzten Kilometer aufsparen.

Nach 25 Kilometern zog dann der erste schnelle Zug aus Block C vorbei. Zu schnell um sich dort anzuhängen. Dann dauerte es wieder etwas bis Kilometer 29, als der zweite und diesmal deutlich größere C-Zug vorbeikam und ich die Fahrer ebenfalls ziehen ließ. Ungefähr bei Kilometer 31 vereinigten sich die längeren mit der kurzen Strecke. Es einen Zusammenschluß von großen Gruppen der 60er und der 110er auf einer breiten vierspurigen Straße, doch nach wenigen hundert Metern mußte das Feld auf einen schmalen Weg abbiegen, eher ein asphaltierter Feldweg, keine zweispurige Straße. Hier zog sich das Feld entsprechend sehr stark in die Länge.

Ab diesem Zeitpunkt bestand fast keine Möglichkeit mehr, außerhalb einer größeren Gruppe zu fahren. Zwar zerfiel das langgestreckte Riesenfeld nach einigen Kilometern wieder, doch die Gruppen blieben relativ groß. Ich hatte immer das Gefühl, mindestens 20-30 Fahrer um mich herum zu haben und enstprechend Windschatten nutzen zu können. Als sich der Kilometerzähler dem Wert 40 näherte, wurde mir das Renntempo zu langsam. Angesichts der weniger als 20 verbliebenen Kilometer und meines guten konditionellen Zustands in diesem Streckenabschnitt beschloß ich, noch einmal etwas zuzulegen. Also setzte ich mich an die Spitze der Gruppe und wagte dann die Fahrt im Wind, die Lösung von der alten Gruppe und die Überbrückung einer sicherlich 200 Meter langen Lücke bis zur nächsten Gruppe. Anfangs folgten mir wohl noch ein paar wenige, aber zwischendurch beschleunigte ich noch mehrfach, bis ich endlich in den nächsten Windschattenbereich gefahren war.

So langsam ging es nun auf Münster zu, die Straßen wurden breiter, und die Geschwindigkeit reichte mir schon wieder nicht. Also ging ich noch ein letztes Mal an die Spitze der Gruppe und jagte ein paar Meter davor in die Stadt hinein. Beim Umgucken sah ich hinter mir ein breites Feld, das langsam immer näher kam. Es dauerte aber gefühlt Minuten, bis das Feld die Lücke von 20 oder 30 Metern zugefahren hatte und die ersten anderen Fahrer an mir vorbeizogen. Plötzlich hörte ich hinter mir mehrfache "Rechts fahren!" Rufe und eine Teilnehmerin hinter mir meinte empört zu dem sie im Gedränge überholenden Nebenmann: "Ich fahre doch schon rechts!". Als ob die paar Sekunden Zeitgewinn auf den letzten zwei Kilometern noch großartige Änderungen im Resultat bewirken würden. Glücklicherweise passierte in dieser Phase kein Sturz, wie ich auch überhaupt im ganzen Rennen nur einen verletzten Rennradfahrer gesehen hatte, der aber stand und den gerade ankommenden Rettungswagen erwartete. Auch Reifenschäden, d.h. am Straßenrand schlauchwechselnde Teilnehmer, sah ich überraschenderweise gar nicht.

Da ich von dem Live Stream des WDR wußte, der von 10:15 Uhr bis 13:45 Uhr auf seiner Website die Bilder der Zielkamera laufen ließ, fiel ich absichtlich etwas aus dem Gedränge zurück und fuhr schön mittig über den Zielstrich, um mich dann später auch im Stream besser finden zu können:

Ins Ziel kamen 1138 Männer und 226 Frauen über 60 km, 1497 Männer und 110 Frauen über 110 sowie 703 Männer und 37 Frauen über 140 km. Die Zeit des Siegers über 60 Kilometer betrug 1:20:20 Stunden, die schnellste Frau benötigte auf der Strecke 1:20:22 Stunden, auf den weiteren Strecken 2:35 Stunden sowie 3:09 Stunden.

Ich selbst belegte in der Gesamtwertung mit 1:31:34 Stunden den Platz 591 von 1139, in der Altersklasse Männer Master 2 den Platz 211 von 377.
Meine eigene Zeitmessung zeigte 1:31:28 Stunden bei einer Distanz von 56.2 km und 119 Höhenmeter. Meine mittlere Herzfrequenz betrug 149 bpm bei einem Maximum von 171 bpm. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 36.9 km/h mit einem Maximum von 47.6 km/h.

Nach dem Rennen ging ich direkt zur Transponderabgabe und verzichtete angesichts der frühen Uhrzeit (Zielankunft um 11:15 Uhr) auf den Teller Nudeln, sondern rollte gleich durch die Innenstadt zurück zum Hotel. Duschen, Umziehen und um kurz nach 12 Uhr saß ich bereits im Auto auf dem Weg nach Hause. Alleine hatte ich doch keine Lust gehabt, noch ein paar Stunden im Zielbereich zu verbringen, um gegen 16:15 Uhr die Zielankunft der Profis zu erleben. Im nächsten Jahr ist Petra hoffentlich wieder dabei!

Fotos und Videos